In meiner Online-Bücherei gibt es im Krimi-"Regal" einige Wilsberg-Krimis. Ich habe (noch) nicht alle gelesen. Vor allem habe ich sie nicht der geschriebenen oder gedachten Reihenfolge gelesen, sondern danach, was gerade verfügbar war. Es gibt Detektivromane, bei denen das weniger ausmacht, da die Ausgangslage immer gleich ist. Bei Wilsberg gibt es einiges was sich ändert: Mal mit, mal ohne Partner bzw. Partnerin, mal vom Homeoffice, mal ein Büro über einer Spelunke, mal angestellt, mal selbstständig ... Aus dem Titel kann man leider auch nicht schnell sehen, welche Folge der Wilsberg-Sage man jetzt erwischt hat (ein Blick auf das Veröffentlichungsdatum könnte aber helfen, oder man sieht auf der Autoren-Webseite nach:
http://www.juergen-kehrer.de/wilsberg-romane.html )
Wilsberg ist (wie es das Private Eye Klischee vorschreibt ;-) ) ein Privatdetektiv immer kurz vor der Pleite. Aus purer Geldnot werden die sonderbarsten Fälle angenommen und nicht immer ethisch oder rechtlich korrekt abgehandelt. Wilsberg schlägt sich manchmal auch auf die Gegnerseite seiner moralisch oft nicht einwandfreien Auftraggeber und geht dabei zu weit, macht sich damit teilweise strafbar.
Gegner und/oder Auftraggeber sind: Die Kirche, Politiker, eine TV-Produktion, Industrielle, die RAF, Geheimdienstler ...
Von den Wilsberg-Krimis wurden einige auch fürs Fernsehen verfilmt, ich kenne die Verfilmungen allerdings nicht. Im Fernsehen hat (hatte?) Wilsberg wohl nebenbei ein Antiquariat, der Buch-Wilsberg hatte früher ein Briefmarkengeschäft (das wird in den von mir gelesenen Romanen aber nur erwähnt).
Wilsberg spielt fast immer in oder um Münster. Alle Romane sind sehr kurz (deutlich unter 200 Seiten).
Folgende Wilsberg-Krimis habe ich in genau dieser Reihenfolge gelesen, ich empfehle aber die Chronologie einzuhalten, dann mach es vermutlich mehr Spaß:
Schuß und Gegenschuß - * * *
Detektiv Wilsberg darf bei einer Reality-TV Fernsehsendung mitspielen - als er selber. Der Dreh steht unter keinem guten Stern ... zuerst wird Wilsberg eine Pistole mit scharfer Munition untergejubelt, ein Stuntman wird verletzt und dann passiert ein Mord. (Nr. 6)
Wilsberg und die dritte Generation - * * *
Eine Journalistin, die ein Buch über die dritte Generation der RAF schreiben wollte, ist verschwunden. Wilsberg wird angeheuert, sie wieder zu finden. (Nr. 17)
Irgendwo da draußen - * * *
Eine Frau hat sich ermordet, angeblich weil sie von Außerirdischen für Experimente entführt wurde und das ganze nicht mehr ertrug. Was aber hat der windige "Therapeut" damit zu tun? Und der Fall des Bauunternehmers den sein Partner untersucht? (Nr. 10)
Kein Fall für Wilsberg - * * *
Wilsbergs Schwester braucht Hilfe - wird ihr Mann erpresst? Hat das etwas mit seiner Firma zu tun, die vielleicht illegal Rüstungsgüter verschiebt? (Nr. 4)
Der Minister und das Mädchen - * * * *
Der Sohn des Bundestagsabgeordneten Schwarz soll eine Kommilitonin vergewaltigt haben. Oder ist das nur eine Intrige um den Politiker auszuschalten? (Nr. 11)
Das Kappenstein-Projekt - * * * *
Wilsberg wird von einer Grünen Finanzpolitkerin als Leibwächter engagiert, weil einige Parteikollegen ermordet worden sind. Hängen die Morde mit einem unpopulären Bauprojekt zusammen oder sind sie in der politisch bewegten Vergangenheit der Politiker zu suchen? (Nr. 8)
Wilsberg und die Wiedertäufer - * * *
Wilsberg wird von der katholischen Kirche engagiert Geld an eine Erpressergruppe zu zahlen. Die Erpresser haben idealistische Gründe, denen Wilsberg durchaus Verständnis entgegen bringt. (Nr. 5)
Die dehnbare Ethik und manchmal auch Naivität des Protagonisten ärgern mich manchmal ein wenig, dann gab es nur drei Sterne. Sonst sind es solide und vielfältige Privatdetektiv-Geschichten die eins gemeinsam haben: den Detektiv Wilsberg und die Stadt Münster.