Dienstag, 28. April 2015

Schindeln am Dach - Jacqueline Gillespie ( * * * * * )

"Schindeln am Dach, hat die Großmutter immer gesagt, wenn sie nicht hat wollen hat, dass von unsere Leut was nach draußen dringt. Da hat man niemandem erzählen dürfen, was im Haus passiert ist, wenn es einen Streit gegeben hat oder sonst was."
Am Fuße des Schneebergs, in Neisselbach (einem fiktiven Dorf in der Nähe Wiens) wird im Wald ein Toter gefunden: Mitten ins Herz wurde der Goldbacher-Leonard geschossen, Sohn vom Bauern Goldbacher-Severin, außerdem Verwalter und Pirschführer vom Schloss Fürchtenbert.

"Ein Elend, hab ich mir gedacht, so ein fescher Mann mit seinen schwarzen Haar und den grünen Augen, und dann kommt einer daher und schießt ihn nieder. Und keiner kann sich auch nur irgendwie vorstellen, wieso."
Eine alteingessesene Dorfbewohnerin unterstützt mit ihrer Menschenkenntnis und dem Wissen über die örtlichen Gegebenheiten die Polizei bei ihren Ermittlungen: Doktor Patrick Sandor, Sektionschef bei der Wiener Kriminalpolizei und Kriminalinspektor Müller sowie den örtliche Gendarm Singer-Simon. Auch wenn die alte Bäuerin im Herbst natürlich anderes zu tun hat ...
"Der Powidl war schon fast fertig, das war mir im Moment wichtiger als wie so eine Neuigkeit.
Von Tratscherei halt ich ja rein gar nichts, davon leben kann man auch nicht, und außerdem haben mir die Füß schon ganz schön wehgetan."

Gemächlich geht es zu in diesem Provinzkrimi, Action sollte man keine erwarten. Die Menschen sind fein gezeichnet, auch die Landbevölkerung wird hier nicht als naiv dargestellt. Sehr schön: der Wechsel der Erzählperspektive ist hier sehr klar an an der Sprache erkennbar. Leichtes österreichisch sollte der Leser schon verstehen (bayrische Sprachkenntnisse helfen aber auch), wobei die speziellen österreichischen Wörter auch hinten im Buch erklärt werden (bei einem E-Book ist das hinten nachsehen halt ein wenig mühsamer).

Splatter-Faktor: gering
Bechtel-Test: erfüllt
Bewertung: Fünf Sterne (ich schwanke zwischen vier und fünf, aber das Buch hat mich vermutlich auch gerade in einer passenden Stimmung erwischt ;-) )



Das Buch ist das zweite aus der Reihe "Schneeberg-Krimi", das erste ("Schade um die Lebenden") gibt es leider nicht in der Onleihe. Aber kaufen werde ich es mir, das gibt es nämlich ohne DRM-Ärger: Der Haymon Verlag verkauft beide Bücher mit Soft-DRM, also mit Wasserzeichen. Das ist ein Kopierschutz der einen nicht daran hindert, das Buch auf allerlei späteren Lesegeräten auch noch lesen zu können ohne von einem Service wie Adobe-ID abhängig zu sein. Sehr lobenswert!

Freitag, 24. April 2015

Jon Stock, Verrat in eigener Sache ( * * * * )

Jon Stock, Verrat in eigener Sache ("Games Traitors Play"), Spionagethriller

Seit Salim Dhar - überzeugter Djihadist und Sohn eines früheren MI6-Agenten - den amerikanischen Präsidenten in Delhi fast erschossen hatte, wird er von den westlichen Geheimdienste intensiv gesucht. Die Amerikaner vermuten Dhar in Afghanistan und versuchen ihn mit einer Kampfdrone abzuschiessen, und fallen damit auf einen Trick von Dhar herein. Sein Halbbruder Daniel Marchant, MI6-Agent, vom CIA gefoltert um Details zu verraten die er nicht hatte, ist in ihm in Marakesch dicht auf der Spur - bis ein russischer Hubschrauber im Atlasgebirge Dhar abholt. 

Spannend, aber manchmal etwas "too much" und leicht oberflächlich. Ich hab das Buch einfach so angefangen ohne nachzusehen ob es jetzt ein britischer oder amerikanischer Autor ist, im ersten Kapitel befürchtet man schon "amerikanisch-waffenstarrend-heldenhaft", aber so nach und nach wird schon klar, dass es ein britischer Autor sein muss ... die amerikanischen Militärs und Geheimdienste kommen zu schlecht weg. Insgesamt sind alle Geheimdienstler sehr in ihrer Spiegelwelt und ihren Lügen verfangen (vielleicht kann man vermuten, dass dieser Aspekt realistisch ist, auch wenn die Aktionen sicher kaum so aktionlastig sind wie hier). Zum Ende hin werden ein paar Protagonisten etwas menschlicher, das wird dann aber unrealistisch ... und die Action ist natürlich sowieso unrealistisch, aber das ist bei Spionage-Thrillern ja immer so und gehört dazu...

Splatter-Faktor: Folter (Tipp: nicht vorm Zahnarztbesuch lesen), sonst medium, "die Guten" sind allerdings auch eher skrupellos (wenn provoziert).
Bechtel-Faktor: IIRC nicht erfüllt, aber immerhin eine selbstbewusste weibliche Nebenfigur
Bewertung: Vier von fünf Sternen (oder drei? Naja, geben wir mal vier, die Szenerie - besonders in Marokko - ist ganz überzeugend geschildert)

Montag, 20. April 2015

The Princess Bride - William Goldman ( * * * * )


This is a romantic story about true love, fights and insidiousness, magic and wonder, staged in a ruritanian fantasy country somewhere in Europe.

I've read this book quite late in my live (and have not seen the film until now), so maybe some of the magic got lost in my immortal cynicism (this was written after I took the red pill).

Buttercup, a beauty living on a farm, finds her True Love in Winsley, the farm boy, who plans to go to America to succeed before he wants to come back - for her. And then Winsley is said to be killed by the dreaded Pirate Roberts. Buttercup - thinking that her loved is killed - surrenders to the courting of Prince Humperdinck. Before the marriage she gets kidnapped by Spanish fencing master Inigo Montoya, Fezzik the gigantic wrestler from Turkey and the smart Sicilian criminal Vezzini. But they get overwhelmed one by one by a mysterious man in black (this was before the science fiction comedy film of that name).

It is beyond question a damn prototype of a Damsel in Distress Book (this was before emancipation glanced Hollywood or after a bitter divorce). Buttercup is mostly subject, not object to kidnapping, murder and fights. Of course she is beautiful, devout and loving. One gets to like Inigo Montoya and Fezzik. The light told naive story lives from its exaggerations, its interspersed brackets with funny comments and of course of the frame narrative. The author tells us that the story was written by someone else and he only did the abridgment, since his father read "only the good parts" to him as child. He rants about his wife, makes fun of film making and book writing.

To my (later) edition there is also an attachment "Buttercups Baby" which is superfluous, it might have been the try to do start a second book which was not finished or whatever.

Key Sentence: "Hello, my name is Inigo Montoya; you killed my father; prepare to die!"

My rating: Four of five stars (this is because of dormant damsel in distress and superfluous chapters (with a strong female lead and more discipline in ending the book I'd say six stars of five (which would be beyond logic ) ) ) ( yes, I do count my brackets, I've learned LISP in early days).




Donnerstag, 16. April 2015

Robert Harris - Intrige ( * * * * * )

Robert Harris - Intrige ("An Officer and a Spy")

Alles ein Justizirrtum - darauf besteht der französische Hauptmann Alfred Dreyfus 1894, dennoch wird er wegen Landesverrats verurteilt und zu lebenslanger Haft unter unmenschlichen Bedingungen auf die Teufelsinsel verbannt. Die Militärführung ist sich sicher: Kein Justizirrtum, jeglicher Vermutung Richtung Irrtum ist böse Propaganda und militärkraftzersetzend, weitermachen! Marie-Georges Picquart, Offizier, Beobachter des Verfahrens und seit kurzem Chef von "Sektion 2" - dem französischen Militärgeheimdienstes - deckt jedoch bald auf, dass Beweise gefälscht wurden und dass der Verräter ein anderer sein muß. Dieses Politikum ist jedoch heikel, er verwickelt sich mehr, als erst mal für seine Karriere gut sein kann ...

Die Dreyfus-Affäre war ein realer Fall, der damals weit über die französische Republik hinweg große Kreise gezogen hat. Wie meistens bei Robert Harris: Ein Thriller auf Basis von realen Begebenheiten. Nur das Picquart ein Tagebuch hinterliess - so Harris - ist Fiktion, alle anderen Figuren gab es tatsächlich. Spannend aufbereitete Geschichtsstunde aus Sicht des sympatisch dargestellten Picquart.

Bewertung: Fünf von fünf Sternen

Sonntag, 12. April 2015

Jemand anders - Franz Kabelka ( * * * )

Zwei Tote in einem Monat im Fitness-Studio, tragisches Unglück oder Mord? Edgar, der Besitzer des Fitness-Studios hat nach einem Schädel-Hirn-Trauma einen Gedächtnisverlust und kann sich ausgerechnet an den vergangenen Monat mit den beiden Todesfällen nicht mehr erinnern. Gut erinnern kann er sich noch an seine Zeit als Schulpater in einer von Franziskaner geführten Schule. Hat diese Vergangenheit mit den Todesfällen zu tun?

Jede Menge Rückblenden in verschiedene Zeitebenen der näheren und ferneren Vergangenheit aus Sicht verschiedener Akteure machen mir das Ganze etwas zu wirr, auch wenn sich am Ende alles aufklärt. Wenn man das Buch nochmal liest, würden vermutlich noch mehr Hinweise auftauchen, dafür macht es aber leider nicht genug Spass. So richtig ans Herz wächst mir auch keiner der Protagonisten. Die Motive sind (gegen Ende) immerhin verständlich, vorher fehlt der rote Faden. Unerwartet: Was tatsächlich am Kloster passiert war. Das Buch spielt in Österreich, das färbt ein wenig auch auf die Sprache ab, was es etwas liebenswürdiger macht.

Splatter-Faktor: Gering

Bewertung: Drei von fünf Sternen.

Mittwoch, 8. April 2015

Beim Leben deines Bruders - Peter May ( * * * * * )

Peter May - Beim Leben deines Bruders ("The Lewis Man")

In Lewis, einer der rauen Hebrideninseln im Westen vor Schottland, wird beim Torfstechen eine gewaltsam zu Tode gekommene Moorleiche gefunden. Schnell stellt sich heraus, dass diese Leiche nicht - wie zuerst erwartet - schon Jahrtausende alt ist, der Tote steckte erst einige Jahrzehnten im Moor. Fin MacLeod, bis vor kurzem Polizist in Edinburgh, ist nach dem Zerbrechen seiner Familie vor kurzem wieder nach Hause auf die Insel zurückgekehrt. Er wird gleich in den Fall verwickelt: Die Identität der Leiche ist unklar, aber eine DNA-Spur und kurz darauf der Mordverdacht fällt auf Tormod MacDonald, dem Vater von Fins Jugendliebe Marsaili. Doch wer ist der Tote? Kein Verwandter wird vermisst, und Tormond ist inzwischen ein alter Mann der schwer an Demenz erkrankt ist.

Tormonds Geschichte wird (nach und nach in Erinnerungsbruchstücken) aus seiner Sicht erzählt, wie sich demente Menschen wohl häufig noch sehr gut an ihre Jugend erinnern. Sehr einfühlsam geschildert wird das Gleiten aus Gegenwart in Vergangenheit und wieder zurück und die kleinen und großen Irrtümer und Vergesslichkeiten, die dieser Charakter auf Grund der Krankheit hat, auch die eigentlich würdelosen Momente dieser Krankheit werden sehr mit Würde dargestellt.

Starke einfühlsame Geschichte mit Überraschungsmomenten, starke Motivationen, hinreißende Landschaft, meist glaubwürdige Personen. Die Übersetzung von Silvia Morawetz ist mir zu keiner Minute unangenehm aufgefallen. (Das Undankbare an der Arbeit der Übersetzer ist ja, dass sie scheinbar unsichtbar ist. Nur die Fehler im Glas fallen auf.)

Bewertung: Fünf von fünf Sternen.


Die Geschichte steht für sich alleine sehr gut, wird aber vom Autor als Teil 2 der Lewis-Trilogie vermarktet. Systematischere Leser werden es vermutlich vorziehen, bei Teil 1 zu beginnen ("The Blackhouse", auf deutsch "Blackhouse"). Teil 3 ist anscheinend noch nicht auf deutsch erschienen.
Leider gibt es Teil 1 bei mir in der städtischen Onleihe momentan nicht und ist auch auf Englisch nicht ohne DRM zu kaufen (grrr).

Samstag, 4. April 2015

Mord unter Segeln - Christiane Franke ( * * * * )

Auf einer Segelyacht wird eine erstochene Frau gefunden. Alle Papiere fehlen, Schiffname und Heimathafen wurden entfernt. Die Kommissarinnen Christine Cordes und Oda Wagner mit ihrem Team ermitteln bald die Identität der Toten und erforschen Familie und Umfeld. Hatte die Frau wirklich mehrere Liebhaber? Und ist einer davon der Mörder? Oda wird in der Zwischenzeit ziemlich abgelenkt durch ein folgenschweres spätes Geständnis ihres Liebhabers.

Schöner Krimi, diesmal wieder teilweise auf Langeoog. Odas Familie ist wunderbar patent. Mir sind auch beim seglerischen keine groben Schnitzer aufgefallen. Den Mörder habe ich relativ spät erraten, nur die Friedhofsszene war jetzt nicht ganz perfekt.

Bewertung: vier von fünf Sternen
Splatter-Faktor: viel Blut am Anfang, aber sonst mild
Bechtel-Test: natürlich bestanden

Webseite der Autorin zur Krimireihe mit Christine Cordes und Oda Wagner:  http://www.christianefranke.de/5.html

Mittwoch, 1. April 2015

Glenkill - Leonie Swan ( * * * )

Eine Herde Schafe versucht rauszufinden, warum ihr Schäfer sterben mußte.

Originell, durchaus. Aber naja ....

Mäh. Die Schafe sind halt schafig doof. Und die Charaktere und der lustige Einfall helfen dann doch nicht über das ganze Buch.

Drei Sterne. Für die Idee und die schafigen Charaktere.